2024: Böllerverbot

2024. Zeit um kurz zurück zu blicken. Fangen wir mit dem letzten Ereignis 2024 an: Silvester und dem obligatorischen Ruf nach dem "Böllerverbot".

Vorab: ich böllere und Rakete nicht. Liegt mir fern, weil es mir persönlich zu teuer ist und auch wegen der Umwelt möchte ich es nicht machen. Außerdem habe ich persönlich kein Interesse daran, auch wenn ich es zum Sehen selbst sehr schön finde.
Ach, und warum bin ich dann gegen ein Verbot? Z. B. wegen Urlaub.

Urlaub? (Umwelt!)

Urlaub? Was hat denn Urlaub jetzt mit Böllern zu tun? Nun, den Umweltschutz. Denn wer mit "Umweltschutz" das Böllerverbot begründen möchte, der muss sich natürlich auch der Tatsache stellen, dass "in den Urlaub fahren" auch eine ganz schöne Umweltverschmutzung darstellt. "Aber Urlaub brauche ich". Und wiederum: das Argument bringen auch diejenigen an, die böllern: sie brauchen das, sonst würden sie es ja nicht machen.
Wenn man also das Böllern verbietet, sollte man auch Urlaubstouren verbieten, die z. B. weiter als 300 km von zu Hause entfernt sind und Flugreisen ja mal sowieso. Denn schöne Hotels oder Campingplätze gibt es auch in max. 300 km Entfernung. Und 300 km reichen auch, um mal "was anderes" zu sehen. Wieso sollte man also böllern verbieten aber weite Urlaubsreisen erlauben?
Und auch hier liesse sich die Liste dessen, was man dann ebenso verbieten muss wie das Böllern beliebig fortsetzen.

Todesfälle, Verletzungen und Angriffe

2024 sind fünf Menschen beim "Böllern" gestorben. Und noch mehr sind verletzt worden. Und auch sind einige Einsatzkräfte angegriffen worden. Das alles ist bedauerlich, spricht aber immer noch nicht für ein Böllerverbot. Denn ansonsten müsste man auch den Autoverkehr verbieten (~3.000 Tote pro Jahr). Bei Autoverkehr könnte man ja noch argumentieren, dass dieser letztendlich notwendig ist, um z. B. zur Arbeit zu fahren.
Na, dann hätten wir doch den Sport, den wir verbieten könnten: ~1,25 Millionen(!) Verletzungen und ~185 Tote pro Jahr weniger! Lasst uns Sport verbieten, das schützt viel mehr Menschen. Ach, ne. Sport brauchen wir ja, weil es gleichzeitig ja auch gesund ist. Prima, dann sollten wir Alkohol und Tabak verbieten, denn das ist auch nicht gesund. Und wer jetzt meint: prima, mich betrifft das ja nicht: übertriebener Fleischkonsum ...
Sollen wir dieses Spiel mit dem Argument "Todesfälle" wirklich weiter spielen? Dann gäbe es nämlich noch viele weitere Spiele. Ja, "Whataboutism" den man sich aber gefallen lassen muss wenn man selbst damit anfängt ...
Bleiben noch die Verletzungen, aber die hatten wir ja schon beim Thema "Sport" und die Angriffe: ab sofort keine Maifeiern mehr, keine Demos und - da wäre ich ja tatsächlich für - keine Auftritte der AfD mehr.
Darüber hinaus: 5 Menschen sind gestorben, weil sie sich nicht an die Vorschriften gehalten haben. Hätten sie sich denn an die Vorschriften gehalten, wenn es verboten gewesen wäre? Und kann man 80.000.000 Menschen etwas verbieten, weil 5 sich nicht an die Regeln halten wollten?
"Fun-Fact" nebenbei: pro Jahr sterben ~20.000 Menschen im Krankenhaus, weil Personal und Reinigungsmittel fehlen, ~2.000 Menschen sterben täglich(!) an Durchfall, weil keine Kohletabletten oder ähnliches zur Verfügung stehen. Aber in Wirklichkeit sind uns Menschenleben ja nicht wirklich wichtig. Nur "unsere".

Tierschutz

Ja, die meisten Tiere finden Feuerwerk wohl nicht so schön. Und vor allem Haustierbesitzer sind daher gegen das Böllern. Jedoch: wurden sie gezwungen, sich ein Haustier zuzulegen? Wohl eher nicht. Wieso haben sie sich das Recht sich ein Haustier zulegen, aber alle haben so zu leben, dass sie und ihr Haustier so leben können wie sie das gerne hätten?
Und solange wir Tiere in Massen halten, zusammenpferchen, unter schlechten Bedingungen transportieren, schlachten und essen, sollte man lieber nicht argumentieren, dass alle 365 Tage ein paar Minuten knallen nicht gut für sie ist.

Was (mich) wirklich stört

Das ist dieses Pharisäertum, dieses typisch deutsche "ich habe kein Interesse daran, dann kann/sollte/muss man es auch allen anderen verbieten, vor allem wenn ich selbst dadurch Vorteile erhalte".
DAS finde ich wirklich zum K****. Vielleicht ändert sich das ja 2025, ich glaube es jedoch nicht.

Ich persönlich finde z. B. Fallschirmspringen total uninteressant. Und es könnte Tote und Verletzte verhindern als auch die Umwelt schonen, wenn man es verbieten würde. Trotzdem käme es mir nie in den Sinn, ein solches Verbot zu fordern.
Und das gilt ebenso wie für Radrennen, Reitturniere, Skifahren, Motorsport, ... alles unnötige Veranstaltungen, die unnötig zu Toten, Verletzten und Umweltverschmutzung führen.

Warum es rechtlich auch nicht so einfach ist

» Tagesschau

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