Saintes-Maries-de-la-Mer

Das war heute die schwerste Tour von allen. Und diejenige mit dem größten Verbrauch: ~1 Liter Wasser pro 20 km.

Ne, die Camargue ist meiner Meinung nach kein Gebiet für schöne Trekking-Touren

Es war alles in allem eine schwierige Tour: es gab kaum "richtige" Radwege, oft waren es nur per auf der Straße aufgemalte Streifen und somit eine rein optische Trennung zwischen Autos und Rad.
Es gab kaum (auf der Straße eigentlich keinen) Schatten. Als Ausgleich gab es dafür viele Sandwege und viele Sperrungen.
Mir ist insofern heute klar geworden: die Camargue ist keine Region, um schöne Touren mit einem Trekkingrad zu fahren. Erst Recht nicht zu dieses Jahreszeit. Beides hat sich in diesem Urlaub ausreichend gezeigt. Schade.

Das Wetter forderte vor allem seinen Tribut. Bisher hatte ich keine Tour, die so wenig Radweg bot, somit keinen Schatten, bei einer solchen Distanz und Temperatur. Als ich am geplanten "Ziel" Saintes-Maries-de-la-Mer eintraf, waren meine Wasservorräte schon empfindlich geschrumpft - bisher hatte ich nur zwei Trinkflaschen mit je ~1 Liter dabei. Die erste Flasche war leer, die zweite schon angefangen. Das würde zurück nicht mehr reichen. (Bei jeder weiteren Tour hatte ich dann drei Trinkflaschen dabei).
Also hatte ich vor, in einem Restaurant eine Flasche Mineralwasser zu kaufen und "nachzutanken" - doch kein Restaurant war zu diesem Zeitpunkt geöffnet.
Daher suchte ich weiter und fand einen "Imbiss", bei dem ich mein Glück versuchte und fragte, ob es möglich wäre und was es kosten würde, meine Trinkflaschen mit Leitungswasser aufzufüllen.
"Geben Sie mal her" sagte die freundliche Dame, hielt die Flasche jedoch neben dem laufenden Wasserhahn. Daneben! Ich guckte verdutzt, was sie mit einem "das stehende Wasser in der Leitung ist zu warm - ich lasse laufen bis kälteres Wasser kommt" quittierte und mir letztendlich dann die Flaschen auffüllte. Als ich nach dem Preis fragte, winkte sie ab. "Kostenlos!"
Ich bedankte mich, drehte aber nach einem Meter wieder um: "Ich hätte gerne eine Orangina!". Irgendwie wollte ich mich dankbar zeigen und auch den - durch Leitungswasser - entgangenen Umsatzverlust ausgleichen, außerdem hatte ich dieses Jahr noch keine und einmal pro Frankreichurlaub ist eine Orangina Pflicht. Daher gab es dann 1,50 für die Limonade und der Rest des 5 Euro Scheins war Trinkgeld. Für mich auf jeden Fall zwei volle Trinkflaschen für die Rückfahrt wert.

Auf dem Rückweg ergab sich noch eine lustige Situation, als eine Gruppe von fünf "Rennradfahrern" vor mir an einer Baustellenampel just in dem Moment losfuhr, als ich dort eintraf. "Rennradfahrer" deswegen, weil es sich zwar um Rennräder handelte und auch entsprechend gekleidete Personen, die jedoch mit einem eher moderaten Tempo von ~30 km/h fuhren. Wobei ich mich mit meiner Bewertung diesbezüglich zurückhalten muss, denn zum Ersten kann es sein, dass sie "nur" 30 km/h wegen des heißen Wetters fuhren (um nicht aus dem Sattel zu kippen) und zum Zweiten weiß ich auch nicht, wie viel Kilometer sie schon hinter oder noch vor sich hatten, so dass sie sich nicht komplett auspowern wollten.
Da es sich jedoch um einen geraden Streckenabschnitt handelte, gönnte ich mir den Spaß und hängte mich hinter an die Truppe an. Wozu habe ich schließlich in den letzten Monaten Stunden auf dem heimischen Ergometer verbracht?

Die Reaktion war sehr lustig. Als der erste der Truppe sich umdrehte und mich wahrnahm gab es einen leicht verstörten Blick: einer Gruppe von Rennradfahrern folgt ein "Touri" auf einem "normalen Rad (Pedelec)" mit Satteltasche - im gleichen Tempo.
Ich lächelte ihn an und nickte freundlich. Er drehte sich um und fuhr ein wenig weiter links, so dass ich mich in die Gruppe (und damit Windschatten einfädeln konnte) und sprach mit einem anderen. Auch dieser drehte sich um, guckte mich an, und sprach mit dem nächsten. So ging es weiter, bis jeder aus der Gruppe sich den komischen Touri angesehen hatte, der auf einmal der Gruppe mit seinem Trekkingrad folgte.
Der Motor unterstützte bei dieser Geschwindigkeit natürlich nicht mehr, denn ab ~25 km/h schaltet er sich ja so langsam aus. Daher mussten die Beine komplett übernehmen. Doch geradeaus ohne Steigungen ging es erst einmal.

Doch auf einmal brach die Aufzeichnung / Routenführung von Komoot auf dem Smartphone ab, so dass ich weder wusste wie viel Kilometer bis zum Campingplatz ich noch vor mir hatte, noch ob - wenn ich der Gruppe weiter folgen würde - auch noch richtig wäre. Beides zusammen - vor allem aber durchaus auch wegen der Tatsache, dass ich mit meinem schweren Trekking-Pedelec der Gruppe nicht die restlichen ~14 km (das wusste ich damals jedoch noch nicht) folgen können würde lies mich dann stoppen, um das Navi neu zu starten. Als es endlich wieder lief, waren sie natürlich schon weg. Gute Fahrt und Danke für die Begleitung!

Wer sich das "Rennen" ansehen möchte, kann die Garmin-Aufzeichnung zwischen Sylvéréal und Montcalm angucken.

Garmin Venu 3 Aufzeichnung (2025-06-11 Fahrradtour nach Saintes-Maries-de-la-Mer)

Komoot Tourlog (2025-06-11 Fahrradtour nach Saintes-Maries-de-la-Mer)

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