Prügelei im Supermarkt

Ich möchte beim Einkaufen mal neben einem Werbe"fuzzi" herlaufen und ihm die ganze Zeit Müsli in seinen Einkaufswagen legen! So lange und so oft bis auch er es verstanden hat ...

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Müsli?

Im Supermarkt, ich laufe hinter einem Werbefuzzi her und lege ihm Müsli in seinen Einkaufswagen. "Haben Sie schon unser Müsli probiert?" Wenn er es wieder raus legt, lege ich es wieder rein: "Es ist super-lecker, gesund und ausgesprochen günstig!".
Er legt es raus, ich lege es rein und sabbere ihn mit Texten voll, wie toll dieses Müsli ist. Vom Eingang des Supermarktes bis zur Kasse. Müsli, Müsli, Müsli! Es nervt ihn? Mir egal! Vielleicht bekommt er mal eine Ahnung, wie das so ist.

Nur 💩 braucht Werbung!

Ich hasse Werbung. Abgrundtief! Also nicht nur so "nervt", nein es kommt tiefster, innerer Hass hoch. Auf die Werbung, die Werbenden, das Produkt. Nur Scheiße braucht Werbung, gute Produkte verkaufen sich von alleine! Und gerade 💩 wird besonders hartnäckig beworben.
Bei Werbung gucke und höre ich aktiv weg, absichtlich. Ich will nicht sehen und hören was dort gezeigt und gesagt wird. Selbst wenn man mich unter Gewaltandrohung nach einem Werbeblock fragen würde: ich kann nicht sagen, welche Werbung abgespielt wurde.

Werbung blockieren

Bisher habe ich Werbung über meinen Router blockiert. Dort kann man "Blacklists" erstellen, die von den Geräten dann nicht mehr angesprochen werden. Denn Werbung kommt nicht von den einzelnen Webseiten sondern werden inzwischen von großen Werbe-Serverfarmen ausgeliefert. Dort liegen Tausende, Hundertausende von Werbungen (kategorisiert) und werden an die einzelnen Webseiten die willens sind diese Werbung anzuzeigen ausgeliefert. Und dafür bekommen alle Geld, dass von den Herstellern der beworbenen Produkte bezahlt wird, in der Hoffnung, dass möglichst viele Kunden eben jene beworbenen Produkte kaufen. Eine Gelddruckmaschine, deren Rechnung von den konsumierenden Verbrauchern bezahlt werden soll.

Doch das Blockieren dieser Serverfarmen über den eigenen Router ist nicht besonders effizient: es passen nur wenige hundert Einträge in diese Liste und die Liste muss permanent manuell aktualisiert werden.

Weihnachtsprojekt Pi-hole

Zwischen den Tagen ist etwas Zeit und ich habe mir vorgenommen, endlich eines meiner wartenden Projekte zu realisieren: den Test der kostenlosen Software "Pi-hole": ein netzweiter, automatischer Werbeblocker.
Dabei ist "netzweit" wichtig: Pi-hole funktioniert als zentrale Komponente im eigenen Heimnetzwerk und blockiert die Werbung für alle im heimischen Netzwerk angeschlossenen Geräte auf einmal!

Testphase

Dazu habe ich Pi-hole nach dieser Anleitung in einer "virtuellen Maschine" installiert. Das ist relativ schnell gemacht und es entstehen keine Zusatzkosten, weil alle benötigten Geräte schon vorhanden sind.
Nach dem Herunterladen und der Installation muss man noch dem Router sagen, dass ab sofort die neu installierte Software für das ausliefern von Inhalten zuständig ist und nicht mehr (ungefiltert) das Internet.

Die Ergebnisse sind sofort sichtbar: weniger Werbung, Tausende von Aufrufen werden blockiert.

Warum ich das mache? Weil ich es kann und einfach nur, um den Werbetreibenden in die Suppe zu kotzen - nicht nur zu spucken! Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass Werbung bei mir Hass erzeugt?

Weitere Vorteile mit weniger Werbung

Nun ist es aber nicht so, dass nicht nur weniger nervende Werbung angezeigt wird und automatisch auch der Datenverkehr weniger wird (wenn knapp 20% weniger Zugriffe stattfinden ist es auch knapp 20% weniger Datenverkehr, der geladen werden muss, denn gerade Werbung im Internet ist sehr voluminös - das Datenvolumen zahlt ja schließlich der Empfänger). Es gibt noch weitere Vorteile:

  • Sicherheit
    Werberserverfarmen sind gerne das Ziel von Hackern, denn wenn es ihnen gelingt Werbung mit Viren zu verseuchen, werden diese über Tausende von Webseiten durch das Anzeigen der Werbung automatisch verteilt.
    Keine Werbung kann somit dann auch keinen Virus enthalten. » Malvertising

  • Performance
    Natürlich ist die Darstellung von Inhalten schneller, wenn weniger geladen werden muss. Und wie schon gesagt: Werbetreibende halten sich mit der Größe von Werbung nicht zurück. Wozu auch, wenn die Rechnung für das verbrauchte Volumen beim Kunden liegt?

  • kein Tracking
    Eines der Interessen von Werbetreibenden ist das sogenannte "Tracking": das Anlegen von Profilen eines Anwenders, um diesen noch mehr "gezielte" Werbung anzeigen zu können. Denn wer nach einer Gartenschere gesucht hat, kann doch bestimmt auch noch eine Schubkarre gebrauchen. Und einen Sack Erde. Und Schneckenkorn. Und neue Pflanztöpfe. Und ...
    Sind die entsprechenden Server jedoch blockiert ist nix mit Datensammelwut!

Keine Werbung mehr?

Doch, natürlich kommt noch Werbung. Pi-hole kann leider nicht alles rausfiltern. Radio, TV (was Pi-hole nicht rausfiltern kann) und auch Internet haben immer noch viel zu viel Werbung.
Aber wenn ich den Werbetreibenden wenigstens etwas in die Suppe kotzen konnte, verschafft mir das schon ein gewisses Maß an Befriedigung. Die restliche Werbung und ihre Produkte kann ich ja immer noch hassen.

Andere Möglichkeiten

Es gibt auch andere Möglichkeiten, Werbung ein wenig zu reduzieren, ohne dass man Pi-hole in einer virtuellen Maschine installiert. Hier weitere Möglichkeiten:

  • Anpassen der "hosts" Datei
    Dabei handelt es sich um eine Textdatei, in der man manuell Adressen verpflegen kann. Eigentlich ist sie für einen anderen Zweck gedacht, jedoch kann man damit auch Server blockieren, wenn man deren Namen mit einer ungültigen Zieladresse (z. B. 127.0.0.1) angibt. Jedoch ist manuelle Pflege notwendig, sie muss auf jedem Gerät erfolgen und nicht alle Systeme unterstützen eine lokale "hosts" Datei. Eine Anleitung gibt es z. B. unter https://www.der-windows-papst.de/2018/09/15/werbung-blockieren-ohne-tools-oder-add-ons/

  • Blacklists (Blockierliste) auf dem Router
    Die Adressliste der ungewünschten Server auf dem Router pflegen (sofern dieser Blacklisting unterstützt). Eine Anleitung gibt es z. B. unter https://praxistipps.chip.de/router-blacklist-zugriff-auf-bestimmte-webseiten-sperren_35684

  • ein externer DNS Dienst
    Anstatt den eigenen DNS Dienst (also der Dienst, der die Weiterleitung von Anfragen durchführt) zu verbiegen kann man auch einen externen Dienst "mieten", der dann die Pflege der Listen übernimmt.
    Nachteil ist, dass man diesem Anbieter dann vertrauen muss, meist ein Abo bezahlt und auch keinen Einfluss auf die blockierten Server hat. Beispiele für solche DNS-Dienste sind z. B. https://nextdns.io/de oder https://adguard-dns.io/de/

  • Raspberry Pi mit vorinstalliertem Pi-hole
    Wer den Dienst Pi-hole nutzen möchte und auch bereit ist sich dafür (da z. B. kein geeignetes Gerät vorhanden) ein Gerät zuzulegen, sich die Installation aber nicht zutraut, kann sich schon fertig Pi-hole vorinstallierte Raspberry Pi kaufen.
    Für diejenigen, die sich die Installation der Software Pi-hole selbst zutrauen reicht natürlich die Anschaffung eines Raspberry Pi (50 - 100 Euro, je nach Ausstattung), um dann darauf eigenständig die Installation durchzuführen.

  • Seiten im "Private Mode" aufrufen
    Beim Aufrufen von Internetseiten im "Private Mode" löschen die Browser alle lokal gespeicherten Informationen wie z. B. Cookies, um so das Erstellen von Nutzerprofilen über Tage hinweg zu erschweren. Alle Daten, die man jedoch auf den Servern selbst eingegeben hat (z. B. Name, E-Mailadresse, ...) bleiben auf den Servern jedoch erhalten.
    Ich rufe übrigens die meisten Seiten trotz Pi-hole immer noch im "Private Mode" auf, um die letzten Reste von Werbung so weit wie möglich zu löschen.

  • VPN nutzen (gegen Tracking)
    Eine weitere Möglichkeit, möglichst wenig Spuren für Werbung zu erzeugen, ist es (so oft wie möglich) mit einem VPN zu surfen. Dabei wird der komplette Datenverkehr über den VPN-Anbieter geführt und dabei teilweise gefiltert. Außerdem wird das Nachverfolgen erschwert, da man oft verschiedene Einwählpunkte wählen kann und so z. B. die Region als "Hamburg" gekennzeichnet wird, auch wenn man nicht in Hamburg wohnt.
    Außerdem surfen Tausende dieser VPN-Kunden über denselben Einwählpunkt (eben des VPN-Anbieters) Webseiten an, so dass ein Benutzerprofil (für welche Produkte interessiert man sich) ebenfalls deutlich schwieriger wird.

  • TOR nutzen
    TOR ist ein kostenloser Anonymisierungsdienst, der ebenfalls das Erstellen von Werbeprofilen deutlich erschwert. Dabei wird der Datenverkehr im Internet über etliche Knotenpunkte hin- und hergelenkt, bis die Erstellung eines genauen Profils nur extrem schwierig möglich ist. Dabei wechseln die Knotenpunkte während des Surfens automatisch, so dass man gerade noch über Tahiti ins Internet gegangen ist, und im nächsten Moment kommt der Aufruf aus Japan. Eine Erklärung zum TOR-Projekt gibt es z. B. auf Wikipedia.

Hör mal wer da spricht

Ein weiterer Punkt, der für Pi-hole spricht, ist die Tatsache, dass man einiges über den "Redebedarf" seines Netzwerkes erfahren kann. Welches Gerät fordert wann Daten von wo an?
Vielleicht ist es doch nicht so clever, denn extrem günstigen Fernseher an das Internet anzuschließen um darüber zu streamen?

Nicht fair?

Ein Argument, welches immer im Zusammenhang mit geblockter Werbung kommt, ist "nicht fair". Immerhin gibt es irgendein Angebot an Unterhaltung, Informationen, ..., welche mit Werbung bezahlt werden. Und diese Werbung sehe ich doch nicht, wenn ich Werbung blockiere!?
Da haben sie auch Glück gehabt, dass ich die Werbung nicht sehe. Denn zur Erinnerung: ansonsten assoziiere ich beworbene Produkte mit abgrundtiefem Hass. Das kann nicht gut sein für den Hersteller!

Testphase läuft

Dann teste ich jetzt meine Pi-hole Installation eine Zeit lang und dann schauen wir mal weiter. Vielleicht wird es zukünftig ein eigenes Netzgerät, vielleicht lasse ich auch alles so weiterlaufen. Jetzt sammele ich erst einmal die Daten - über die Werbetreibenden.
Dabei ist es übrigens nicht so, als ob ich alle Angebote und Leistungen umsonst haben wollte: an Pi-hole gab es erst einmal ein Spende von 26,06$ (25,00€ + Umrechnung + Transaktionskosten) für eine kostenlose Software!

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